Donnerstag, 24. Oktober 2013

14 Mit Stoff wie Jessica Warboys, Ei Arakawa oder Robert Rauschenberg

"In Jessica Warboys work acts of performance, narrative and contemporary rituals are combined with the sea and the sun to create canvases on a large scale that capture both the traces of a performance and the unpredictable movements of the wind and the waves,"

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Ei Arakawa ist ein japanischer Künstler mit Wohnsitz in New York. Er kollaboriert viel mit anderen Künstlern und Künstlerinnen. In seinen performativen Arbeiten oder Aktionen, die halb konstruiert und halb formlos wirken, werden Kunstwerke auf sehr lustvolle Weise aktiviert. Dabei begegnen sich Menschen spielerisch in authentischen und beiläufig absurden Situationen.

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Über Robert Rauschenbergs Vow (Jammer), 1976, Wandbehang, vernähte Baumwollstoffe, Bambusrohr, 213,5 x 101,5 x 49,5 cm

Lebendig und symmetrisch hängt Vow an der Wand. Die vier rechten Winkel eines vergilbt weiß wirkenden Tuchs ergeben dort ein offenes Tetraeder, dessen Spitze Richtung Boden zeigt. Dachstube am Kopf. Winkel, in dem ein Stück Bambusrohr liegt. Hängendes Nest oder eigentümlich gebautes Bett. Es erinnert an die Schale der Molluske; schön anzusehen und mobil, scheint die Konstruktion gleichsam aus sich heraus abgesondert.

Die Vorstellung beginnt 1975 in der indischen Stadt Ahmedabad. Mit leichtem Gepäck steigt der Künstler ins Flugzeug. Die Sammler Sarabhai haben ihn zu sich in die Familienresidenz
eingeladen. Der mitgebrachten Hausregel folgend, sammelt er Materialien auf seinen Streifzügen rund um den temporären Arbeitsplatz. Dabei kauft er in der Umgebung hergestellte Stoffe aus Naturfasern in fein abgestuften Texturen und vibrierenden Farben. Er kombiniert sie mit Rohrstöcken und weiteren Fundstücken (kleinen Aludosen, einer Glasflasche, Lehm, Schnüren aus Hanf et cetera).
“I never allowed myself the luxury of those brilliant, beautiful colors until I went to India and saw people walking around in them or dragging them in the mud. I realized they were not so artificial.”
Es entsteht eine Folge von rätselhaft einfachen Sets. Man meint, losgelöst von ihrem kulturellen Zusammenhang, wirken die Versatzstücke in den knappen Anordnungen post-minimal, Tuttle-esque und exotisch. Mit gewohnt streifendem und ungenormtem Blick verschränkt R. flüchtig und lose Farben und geometrische Abstraktion zu Architekturen, in die man blasen könnte. Türen und Fenster fehlen, die Zimmer sind mit spontanen Falten ausgekleidet; nichts kommt von außen oder geht etwas nach draußen. So ein Haus kämpft nicht. Es leistet Widerstand in einfachen und zarten Zügen.
Den übergeordneten Namen (Jammer) zur Serie borgt sich R. angeblich vom Windjammer, der letzten Version eines Großseglers. Eigentlich eine mächtige Transportmaschine aus Holz und Stahl, ausgestattet mit mehreren Masten und riesigen, charakteristisch rechteckigen Segeltüchern, ist es auch ein Modell, das man in seiner Miniaturform in eine dekorative Glasflasche stecken könnte. Wenige Jahre zuvor (1969) schlüpft R. in so eine Flasche; er übersiedelt sein einmal freundlich, utopisch geöffnetes Atelier von Manhattan auf eine Insel vor der Golfküste Floridas. Hier bleiben Gürtel, Krawatte, feste Schuhe im Schrank. Was dann, Kimono oder überweites Hemd? Aus solchen Hüllen lässt die Einbildungskraft erstaunliche Wesen herauskommen. Und so heißt es im Sommerbulletin desselben Jahres der ehemaligen Midpeninsula Free University
„The natural state of man is ecstatic wonder. We should not settle for less“.


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