Montag, 17. November 2014

16 Sonia Delaunay

"Krokodil, Kaktus, Korinthe und Kapuzinerkresse sind einige der Namen, die Sonia Delaunay ihren Farben gegeben hat; solche Namen personalisieren und organisieren eine Palette, die den Wörtern und Bildern, die Delaunay gemalt hat, und den Textilien, die sie gestaltet hat, Bedeutung verleihen."*

Color Moves: Art & Fashion by Sonia Delaunay, Smithsonian, Cooper-Hewitt, National Design Museum, New York, 2011

Begleitend zu den mit Gouache-Farben gemalten Farbkarten, erfindet Delaunay dererlei beschreibende Farbnamen, um den aussagekräftigen Eindruck ihrer Farben dem niederländischen Kaufhaus Metz & Co, mit dem Delaunay über viele Jahre kooperierte, zu beschreiben.

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1885-1979

Geboren in Gradizhsk, im damalig Russischen Kaiserreich, adoptiert von einer wohlhabenden russischen Anwaltsfamilie, studiert Sonia Terk in Sankt Petersburg, an der Kunstakademie in Karlsruhe und 1905 an der Académie de La Palette in Paris. Dort begegnet sie Robert Delaunay, den sie 1910 heiratet.

1911
Baby-Quilt

"About 1911 I had the idea of making for my son, who had just been born, a blanket composed of bits of fabric like those I had seen in the houses of Russian peasants. When it was finished, the arrangement of the pieces of material seemed to me to evoke cubist conceptions and we then tried to apply the same process to other objects and paintings."

Zitiert in: Caroline Arscott, Katie Scott, Manifestations of Venus, Manchester University Press, 2000, S. 131

1913
Erster Deutscher Herbstsalon; Delaunay präsentiert Malerei gemeinsam mit kunsthandwerklichen Objekten
Robe simultanée

1913-1921
Die Delaunays übersiedeln nach Portugal und Spanien, tauschen sich über den Orphismus aus und begründen die Bewegung simultanéisme; verschiedenes entsteht im Rahmen einer Art von malerischen Forschung, wie Textilentwürfe, Farbstudien und -skalen, Simultankostüme für sich und Freunde, Ausstattungen für Theater und Oper, von Wohnungen und Nachtclubs. Mit der Russischen Revolution 1917 verlieren die Delaunays die finanzielle Unterstützung von Sonias Familie; sie beschliessen mit Sonias angewandter Tätigkeit ein Unternehmen aufzubauen und richten dazu in ihren privaten Räumen die Casa Sonia ein.

1921
Zurück in Paris betreiben die Delaunays sonntags einen Jour fixe. Delaunay versammelt für eine moderne Gesellschaft selbstentworfene Möbel, Gedichte auf Wänden und Türen – z. B. ein Vorhang aus grauem Crêpe de Chine, bestickt mit einem dadaistischen Gedicht von Phillipe Soupeault – und auf farbigen Stoffen für die robes poémes (Kleidgedichte). "These 'poems in motion' were worn by audacious young women at places 'where you were meant to be seen'."*(Siehe Zitatangabe weiter oben.) An den Kleidern führt Delaunay ihre Stoffmuster vor.

1923
Robert Delaunay malt Portraits, in denen die Modelle Sonia Delaunays Kleider tragen

1925-1929
Boutique simultané
Die Malerin wird Unternehmerin. Simultanistische Stoffentwürfe (grossflächige, geometrisch abstrakte Kompositionen aus kontrastierenden Farbflächen), Modeschauen, im Hintergrund entsteht die Marke "Tissus Simultanè" (kleinteilige Stoffmuster mit malerisch zeichnerischem Charakter), 134 Patentanmeldungen (wie das Schnittmusterkleid), fotografische Inszenierungen von sich, ihren Freunden und ihren Objekten. Sie entwirft im Spiel mit den unterschiedlichen Realitäten Tableaus, auf denen die Grenzen zwischen Gemälde, Stoffdesign, Modellentwurf und Ausführung verschwimmen.

1926
zwei Filmausstattungen
Entwurf für das Simultan-Design des Citroën B12

1929
Nach dem Schwarzen Sonntag (Börsencrash an der Wall Street) schliesst die Boutique Simultané. Danach entwirft und verkauft Delaunay vor allem Stoffmuster.

1933
Metz & Co, ein exklusives Kaufhaus in Amsterdam, fertigt auf qualitativ hochwertigen Materialien handgedruckte Stoffe nach Delaunays Entwürfen an (u. a. auch von Gerrit Rietveld, Bart van der Leck und Alvar Aalto) und exportiert die Stoffe in die Welt. Delaunay beginnt in diesem Zusammenhang ihre Livres noir; grossformatige Art Tagebücher mit Notizen, gemalten Farbkarten und Entwurfsskizzen, sowie Stoffsamples, in denen sie alle Details zur Entwicklung der Entwürfe und Produktion der Designs festhält. Von jetzt an nummeriert Delaunay ihre Entwürfe; es entsteht ein labyrinthisch komplexer Werkkatalog mit wechselnden Nummerierungssystemen.

1941
Robert Delaunay stirbt, Sonia zieht in eine Wohngemeinschaft mit Sophie Taeuber-Arp, sie malt jetzt mehr und mehr, bis sie schliesslich Textilgestaltungen nur noch auf Anfrage erstellt.






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