Färben mit Pflanzen

1 Färbegut vorbereiten

Es eignen sich alle tierischen und pflanzlichen Naturfasern.

I) a) Wolle (WO), Schurwolle (WV)
Proteinfasern
In heissem Seifenwasser 15 Min. einweichen, möglichst wenig bewegen, mehrmals mit Wasser, das die gleiche Temperatur wie das Einweichwasser hat, ausspülen.

I) b) Seide (SI)
Proteinfasern
In warmem Seifenwasser eine Stunde einweichen, sanft bewegen, mehrmals ausspülen.

II) Baumwolle (CO), Viskose (CV) und andere Cellulosefasern wie reines Leinen (LI)
Samenfasern, unverbundene Einzelfasern aus Cellulose
– 15 % Soda, 15 g auf 100 g Stoff
In milder Lauge aus Soda und Spülmittel sanft köcheln, mehrmals ausspülen. Färbegut zum Trocknen aufhängen oder gleich beizen.

III) Reines Leinen (LI) aus Flachs (Linum)
Elementarfasern aus Cellulose, ursprünglich mit Pektin und Wachs zu Faserbündeln verbunden.
Leinen färbt sich deutlich schwerer als Baumwolle oder Wolle.
– 15 % Soda, 15 g auf 100 g Stoff
In milder Lauge aus Soda und Spülmittel sanft köcheln, mehrmals ausspülen. Färbegut zum Trocknen aufhängen oder gleich beizen.


2 Beizen

Beizmittel – wie Alaun (Kaliumaluminiumsulfat), Chromkali, Kupfer-, Eisen- oder Zinnsalz – und Hilfsmittel – wie Weinstein, farbloser Essig, Tannin (Gerbsäure) und Soda – funktionieren wie Bindemittel, durch sie werden die Farbstoffe von den Fasern besser aufgenommen, sie verbessern die Licht- und Waschechtheit der Farben und mit ihnen können unterschiedliche Farben und Schattierungen erzielt werden. Vorsicht, die meisten Beizmittel sind giftig. Alaun und Eisensalz sind ungiftig.

Soda (Natriumcarbonat) ist stark alkalisch, es wirkt bleichend, fettlösend, in Wasser ätzend. Es darf nur für pflanzliche Fasern verwendet werden, nicht für Wolle oder Seide. Durch Soda werden Fette und Appreturen entfernt. Durch heißes Wasser quellen die Fasern auf.

Alaun (Kaliumaluminiumsulfat) ist leicht alkalisch, es raut die Fasern auf, dadurch entsteht mehr Oberfläche.

Weinsteinrahm (Kaliumhydrogentartrat) intensiviert die Farbe, macht sie haltbarer und die Fasern weich.

I) Wolle, Schurwolle und Seide
– Alaunbeize: 5–20 % Alaun und 7 % Weinstein
– 4 % Chromkali
– 5 % Kupfersulfat und 30 ml Essig
– 3 % Eisensulfat
– 1 % Zinnchlorid und 2 % Weinstein
Wolle und Seide halten leicht alkalische und leicht saure Behandlungen gut aus, ein ph-Wert über 8 aber oder zuviel Alaun zersetzen Wolle.

II) Baumwolle, Viskoseoder Baumwoll-Seiden-Mischung
– 10–20 % Alaun und 7 % Weinstein und 6 % Soda

III) Reines Leinen
– 20 % Alaun und 10 % Tannin und 6 % Soda
Meist verschieben sich durch die Tannine die Farbtöne ins Bräunlich.

1) Das Färbegut nass machen
2) Beizmittel in einem Schraubglas mit heissem Wasser vorher auflösen
3) Beize in einem grossen Topf mit warmem Wasser auflösen
4) Färbegut dazu, Wasser zum Sieden bringen, 1 Stunde sanft köcheln lassen, gelegentlich umrühren
5) Kochplatte abschalten, min. 2-3 Stunden, besser noch über Nacht abkühlen lassen
6) Färbegut herausnehmen und ausspülen. Das Färbegut kann gleich weiterverarbeitet oder zum Trocknen aufgehängt und später gefärbt werden.


3 Färben

1 Teil Färbegut : >1 getrocknetes Pflanzenmaterial (z.B. Zwiebelschalen), d.h. mindestens soviel färbendes Material an Gewicht wie das trockene Färbegut wiegt.
1 Teil Färbegut : 4 frisches Pflanzenmaterial (z.B. Brombeeren), d.h.mindestens 2 mal, eher 4 mal soviel frisches färbendes Material wie das trockene Färbegut wiegt.

Färbetechnische Verfahren und Farbstoffe:

Heissfärbung
Färbemittel (wenn pulvrig vorher in heissem Wasser auflösen) in Wasser 1 Stunde köcheln, dann 1 Stunde ziehen lassen, abseihen oder Färbegut direkt dazu. Das Farbbad wieder zum sieden bringen, 1 Stunde köcheln, abkühlen lassen bis der gewünschte Farbton erreicht ist.

Kaltfärbung
Färbemittel (wenn pulvrig vorher in heissem Wasser auflösen) in Wasser 1 Stunde köcheln, dann 1 Stunde ziehen lassen, dann abseihen oder Färbegut direkt dazu, darin ziehen lassen bis der gewünschte Farbton erreicht ist.

Direktfarbstoffe (substantive Farbstoffe)
Farbstoffe: Anthocyane, Crocetin, Carotinoide, Chlorophyll, Betanine, Quercitin
Anwendung: Cellulosefasern
Werden aus wässriger Lösung direkt auf die Faser aufgetragen.

Küpenfarbstoffe
Farbstoffe: Indigo, Färberwaid
Anwendung: Cellulosefasern (kalt), Proteinfasern (warm)
Die gelbe Zuckerverbindung Indican wird durch Verküpung mit Natriumdithionit und Natronlauge (alkalisch) in das wasserlösliche Salz Indigoweiß umgewandelt, durch Oxidation entsteht der blaue Farbstoff Indigo, der durch diesen Prozess an der Faser fixiert wird.

Beizenfarbstoffe
Farbstoffe: Blauholz, Cochenille, Krapp, Reseda (Färberwau)
Anwendung: Proteinfasern
Spezielle Säurefarbstoffe werden auf das mit Chrom, Eisen- oder Aluminiumsalzen gebeizte Färbegut aufgebracht. Die Zugabe von 1 TL Kalk (Calciumcarbonat) bildet Farblack, was die Farbe intensiver und lichtbeständiger macht.

Mögliche Färbepflanzen:

Reseda (Färberwau)
Farbe: Gelb
Farbstoff: Luteolin, Beizenfarbstoff
löst sich in Wasser nur mit Soda, Pottasche und Ammoniaklösung

Färberkamille, Echte Kamille
Farbe: Gelb
Farbstoff: Luteolin
1 : 2 getrocknete Kamille, mindestens, Kontaktfärbung vermeiden

Kurkuma
Farbe: Hell- bis Sattgelb
Farbstoff: Curcumin, Direktfarbstoff
Vorbeizen mit Alaun
Nicht wasserlöslich
Das Färbebad darf nicht alkalisch (Umschlagsbereich pH 8-9) und nicht heißer als 60 Grad sein.

Safran
Farbe: Orangegelb
Farbstoff: Crocetin, Direktfarbstoff
nicht vorbeizen
2,5 g der Safranfäden über Nacht in 300 Milliliter kaltes Wasser einlegen, dann Tag kochen, auf 40 Grad abkühlen, die Textilien hinein legen und für 30 Minuten bei 80 Grad ziehen lassen.

Zwiebel
Farbe: Gelb bis Gelbbraun
Farbstoff: Quercitin, mehrere Quercitinglucoside und Kämpferol = Flavanoide, Direktfarbstoff
Färbebad nicht über 60 Grad erhitzen

Annatto
Farbe: Orangerot
Farbstoff: Bixin und Norbixin = Carotinoide, Beizenfarbstoff
Bixin macht rot, ist nicht wasserlöslich; Norbixin macht gelb, löst sich in alkalisch wässriger Lösung
Vorbeizen mit Alaun, Weinstein oder Zinn(II)-chlorid und die Zugabe von Natriumcarbonat (alkalisch) verstärken die Farbe. Die Samen werden unter Umrühren in heißem Wasser bis es schäumt gekocht.

Krapp (maddar root)
Farbe: Rosa bis Bräunlichrot
Farbstoff: Alizarin, Beizenfarbstoff
Das Färbematerial einen Tag in Wasser einweichen, dann Farbad und Farbgut eine Stunde bei 70 bis 80 Grad konstant halten. Durch Alaun beim Beizen entstehen rote Farbtöne, Eisensalze erzeugen bräunlichen Nuancen.

Rotebeete
Farbe: Rosa
Farbstoff: Betanine
hellt bei saurer Nachbehandlung auf und wird rötlicher

Schwarze Bohnen
Farbe: Rotviolett – Blau – Grün
Farbstoff: Anthocyane, Direktfarbstoff
Farbe verändert sich durch den ph-Wert

Indigo
Farbe: Blau
Farbstoff: Indigo, Küppenfarbstoff

Henna
Farbe: Khaki, Ocker
Farbstoff: Lawson (2-Hydroxy-1,4-naphthochinon)
Färbt Proteinfasern
Das Färbematerial einen halben Tag in Wasser einweichen, dann kurz aufkochen, die Temperatur eine Stunde lang konstant bei 80 Grad halten. 45 Minuten das Färbegut bei 90 Grad färben: mit Alaun-Vorbeize hellorange, ohne Vorbeize braunrot.

4 Nachbehandeln

Von alkalisch (Natriumcarbonat, Potasche) bis sauer (Zitronensäure, Essig)

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